Die Gründung des Ortes

Die Entstehung Friedenstals liegt in Ermangelung schriftlicher Aufzeichnungen im Dunkeln. Es handelt sich bei dem Ort jedoch wahrscheinlich um eine Gründung der späten 1860er-Jahre. Wie bei anderen deutschen Ortsgründungen dieser Zeit, z. B. Marienberg (1861), Nesselrode (1873) oder Sofiental (1874), handelte es sich anfangs um Pachtland, das von deutschen Ansiedlern aufgebaut wurde.

Erste Spuren einer Besiedlung des Ortes finden sich auf den militärisch-topographischen Karten des Russischen Kaiserreichs (den sogenannten Schubert-Karten). In einer ersten Ausgabe, entstanden in den 1860er-Jahren, ist im südwestlichen Teil des späteren Friedenstals ein nicht namentlich bezeichneter Chutor (Gehöft) mit nur sehr wenigen Behausungen erkennbar. Auf einer Korrektur aus dem Jahr 1869 sind bereits mehr Häuser zu sehen.
Nach Überlieferungen der späteren Einwohner Friedenstals soll dieser Ort Krabba Chutor (auch Krabbafutter) – wohl nach dem Namen der Erstansiedler auf diesem Gebiet – geheißen haben. Noch im 20. Jahrhundert wurde Krabba Chutor bei den deutschen Ansiedlern als umgangssprachliche Bezeichnung für Friedenstal verwendet.

Ukrainische Quellen berichten, Friedenstal (russ. Trjochgrady) und das Nachbardorf Wyschina (dt. 1941-1944 Hermannstal) seien von deutschen Kolonisten an der Kreuzung dreier Straßen im sogenannten Hrady-Trakt gegründet worden, worauf der russischsprachige Ortsname zurückzuführen sei.

Im Unterschied zu vielen anderen neueren deutschen Siedlungen in diesem Gebiet ist der deutsche Name Friedenstal bereits von Anfang an parallel zum russischen Ortsnamen nachgewiesen.

Ausschnitt: Militärisch-topographische Karte des Russischen Kaiserreichs (1860er-Jahre)
Der Chutor ist östlich von Grigoropawlowka (Huljanka) durch "х." gekennzeichnet.

Die Orte der Umgebung

Zur Zeit der Ortsentstehung bestanden bereits andere Siedlungen im unmittelbaren Umkreis, die überwiegend von ukrainischen Familien bewohnt waren, darunter Fedorowka (Schuljanka), Nesterowo, Rejmarowka, Jelenowka-Korizkoje und Nowo-Germanowka. Der westlich gelegene Nachbarort Huljanka (Grigoropawlowka) wurde von ukrainisch-moldauischen Familien bewohnt und befand sich im Besitz des Generalmajors Katarschi (Catargi).

Die Chutore Woltschij (Woltschanka) (auch Klein-Glückstal), Brynsa (dt. 1941-1944 Hirschberg) und Desinerowo (dt. 1941-1944 Wilhelmsaue) waren hingegen ebenso von deutschen Ansiedlern bewohnt.

Ende der 1870er-Jahre entstand zwischen Huljanka und Friedenstal der Ort Mariental (auch Chutor Perikleja), der aber nur für eine kurze Zeit bestand.

Ausschnitt: Karte des Ujesd Tiraspol (etwa 1886)
Auf dieser Karte ist der deutsche Name Friedental abgedruckt. Es ist das einzige Kartenmaterial, das den nur kurz bestandenen Ort Mariental zeigt.

Die frühen Einwohner Friedenstals

Über die ersten tatsächlichen Einwohner des Ortes ist nichts bekannt. Dies ist vor allem dem geschuldet, dass die Vordrucke der evangelischen Kirchenbücher nicht vorsahen, dass die Geburts- bzw. Sterbeorte angegeben werden. Meist nur besonders auskunftsfreudige Kirchenbuchschreiber (Pastoren und Küster) notierten in ihren Einträgen, dass ein Kind außerhalb der Heimatkolonie der Eltern geboren wurde.

Elisabetha Haffner geb. Wolf (1875-?), 1944

Die erste Familie, die im Zusammenhang mit dem Ort „Friedenstal“ in Erscheinung tritt, war die Familie von Christian und Margaretha Wolf aus Bergdorf. Ihre Tochter Elisabetha wurde am 6. August (jul.) / 18. August 1875 (greg.) in Friedenstal geboren.

Die meisten Familien aus den frühen Zeiten Friedenstals stammten allerdings aus der Kolonie Glückstal, von wo das Dorf deshalb auch (trotz Nähe zum Pfarrort Bergdorf) bis 1902 kirchlich betreut wurde.

Im Jahr 1879 bauten die Friedenstaler Einwohner ein Bethaus, das vom Glückstaler Pastor ein- oder zweimal im Jahr besucht wurde. Nach seinem Amtsantritt notierte der Glückstaler Pastor Martin Friedrich Schrenk (1833-1911) im September 1880, dass in Friedenstal und der neuen Siedlung Mariental 35 Familien und etwa 220 Seelen leben würden.
Seit dem Bau des Bethauses werden die Friedenstaler Einwohner in den Aufzeichnungen greifbar, da dieses in den Kirchenbüchern als Taufort angegeben wurde bzw. Pastor Schrenk in den Registern auch abweichende Wohnorte der Eltern vermerkte.

In dieser Zeit handelte es sich bei Friedenstal um Pachtland, das von den deutschen Ansiedler auf Zeit in Anspruch genommen wurde. In den 1890er-Jahren verschwanden diese Erstansiedler aus dem Ort. Einige Familien kauften sich Land in den umliegenden Orten der Glückstaler Kolonien an, andere wanderten in die Vereinigten Staaten von Amerika aus.

Ab 1896 kamen erneut deutsche Ansiedler nach Friedenstal, die hier jetzt jedoch Land ankauften. Die ersten Familie stammten v. a. aus den Großliebentaler Kolonien (Alexanderhilf, Neuburg, Großliebental, Peterstal, Freudental), später kamen auch Ansiedler aus Bessarabien und den Glückstaler Kolonien hinzu. Ihre Familien blieben meist bis zur Umsiedlung im Frühjahr 1944 im Ort.