Die Friedenstaler Dorfschule​

In Friedenstal bestand zu Zeiten des Russischen Kaiserreiches eine kirchlich organisierte deutschsprachige Grundschule, in der vier Klassenstufen unterrichtet wurden. Seit etwa 1902 verfügte die Schule über zwei Lehrstellen (je ein Deutsch- und Russischlehrer). Anfangs waren insbesondere die örtlichen Küster als Lehrer tätig; später wurden auch speziell ausgebildete Lehrer beschäftigt.

Die Friedenstaler Schule war vor der Revolution die zweitgrößte deutsche Schule im Bergdorfer Kirchspiel. In diesem existierten zuletzt deutsche Schulen in den Orten Bergdorf, Friedenstal, Wyschino (1941-44 Hermannstal), Marienberg, Sofiental, Marienheim, Neu-Glückstal und Koscharka (1941-44 Frische Quelle).

In der Sowjetzeit wurde die kirchliche Schule staatlich umorganisiert. 1931/32 wurde sie in eine Siebenklassen-Schule („nicht volle Mittelschule“) umgewandelt, die achte Klasse konnte in der Glückstaler Mittelschule absolviert werden. Ebenso wurde in den 1930er-Jahren Russisch als Unterrichtssprache eingeführt und die ukrainische Sprache verpflichtend unterrichtet.
Wegen vorherrschendem Lehrermangel wurden Mitte der 1930er-Jahre einige Friedenstaler zu Lehrern ausgebildet, die anschließend in Friedenstal oder in Schulen der Umgebung lehrten.

Auch das Schulpersonal wurde im Jahr 1937 zum Ziel des stalinistischen Terrors, weshalb die Schulbelegschaft in den 1930er-Jahren mehrmals wechselte.

Friedenstaler Schulkinder, Mitte der 1930er-Jahre
Der Lehrer mittig ist Siegfried Wendland (1937 durch das NKWD verhaftet).

Foto: Niclas Witt
Liste der Friedenstaler Lehrer zu Zeiten des Russischen Kaiserreiches

Deutschlehrer:
Ahl, Johann, 1908-1910
Albrecht, Johann, 1910-1913
Kempke, Samuel, 1902
Kottge, Johann, bis 1901
Wernick, Eduard, 1914-1919
Wernick, Heinrich, 1902-1907

Russischlehrer:
Eisenbarth, Christian, 1902
Leimert, Eduard, 1910
Schanowsky, 1903-1904
Stempkowsky, A., 1906
Tröster, Reinhold, 1913-1915

Quelle: Neuer Haus- und Landwirtschaftskalender für deutsche Ansiedler im südlichen Russland, Verlag L. Nitzsche, Odessa, Jahrgänge 1900-1904, 1906, 1909, 1910, 1913, 1915 sowie sonstige Rechercheergebnisse.

(Unvollständige) Liste der Friedenstaler Lehrer seit den 1930er-Jahren

Schulleiter:
Krenglin (?), P., bis 1934
Pfeiffer, Jakob (d. Jakobs) (1902-1938), 1934-1937*
Groß, Stephan (d. Benedikts) (1908-1941), seit 1937

Lehrkräfte:
Groß, Stephan (d. Benedikts) (1908-1941)
Gröning, Woldemar (d. Davids) (1907-1944), Mathematiklehrer(?), 1939-1944
Heer, Johann (d. Simons) (1907-?), 1934-1937*
Kirsch, Emil (d. Karls) (1910-1938)*
Laitenberger, Otto (d. Wilhelms) (1911-?)*, 1934-1937, 1937-1938 Sachbearbeiter in der Schule
Maas
Makiewskaja, Vera (d. Mark), blieb bei der Umsiedlung 1944 im Ort zurück
Pfeiffer, Jakob (d. Jakobs) (1902-1938), Schulleiter, bis 1937*
Postyrnazkaja, Lydia, Russischlehrerin
Radach (Ewtodienko), Rosalia (d. Johanns) (1917-1972), 1935-1938, 1941-1944
Roll, Gerda (d. Johanns) (1919-1978), 1934-1935
Schock, Ottilia (d. Christians) (1924-2005), 1942-1944
Wall, Gotthilf (d. Gustavs) (1918-?)
Wendland, Siegfried (d. Augusts) (1890-?), Deutschlehrer(?), 1934-1937*
Wernick, Ella (d. Eduards) (1912-?), 1932-1934

* 1937/38 durch das NKWD verhaftet