Friedenstal in Sowjetzeiten

Die Februarrevolution 1917 zeichnete das Ende des Russischen Kaiserreiches und der Regentschaft des Zars Nikolaus II. Vielerorts wird von Plünderungen und Morden an Zivilisten berichtet.

Regierungsverhältnisse:
??: Ukrainische Volksrepublik
Jan. 1918 – März 1918: Sowjetische Rumtscherod
März 1918 – Dez. 1918: Österreich-Ungarn
Dez. 1918 – Apr. 1919: Entente (Unterstützung der Weißen Armee)
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1920 – 1922: Ukrainische SSR
Ab 1922: Sowjetunion

Zu Beginn der 1920er-Jahre erlebte Friedenstal (in dieser Zeit amtlich nur Trechgrady) einen Aufschwung. Nach dem Rajonszentrum Krasnye Okny wurde Trechgrady als zweiter Ort des Rajons elektrifiziert. In den 1930er-Jahren entstand im Ort ein Weinkombinat des moldauischen Spirituosenherstellers Moldvintrest.

Der Trechgrader Dorfsowjet

Im Januar 1918 kam es zur ersten sowjetischen Besetzung des Gebietes um Trechgrady. In dieser wechselhaften Zeit wechselten sich die Regierungsverhältnisse mehrmals. Es kam zu Kämpfen zwischen der Roten Armee und der Weißen Armee. Im Januar 1920 endgültige Durchsetzung der sowjetischen Regierung im Ort.

Zum Trechgrader Dorfsowjet gehörten die Orte Trechgrady (Friedenstal), Wyschino (dt. 1941-1944 Hermannstal), Jelenokorizkoje (seit 1934), Dnestrowez, Uljanowka, der Chutor Brynsa (dt. 1941-1944 Hirschberg) sowie der Chutor Woltschij (Klein-Glückstal).

Wilhelm Engel war seit 1931 Mitglied der Kommunistischen Allunionspartei (Bolschewiki), 1937 zog der nach Krasnye Okny.

Letzter Vorsitzender des Dorfsowjets war Idel Hozkosik (1882-1941), Mitglied der Kommunisten Partei. Zu seinen Zeiten war Sekretär des Dorfsowjets (Gemeindeschreiber) Prokopij Korotenko. Hozkosik wurde im Sommer 1941 mit anderen Kommunisten durch die Gestapo (Waffen-SS?) verhaftet und erschossen.

(Unvollständige) Liste der Vorsitzenden des Trechgrader Dorfsowjets

02.02.1929 – 02.05.1930: Jakob Merkel (1904-1967) aus Wyschino
um 1930 – 1937: Wilhelm Engel (1902-1941) [nachgew. 1933, 27.07.1937, 05.10.1937 bereits in Krasnye Okny]
1937 – 1938: Karolina Kess (1896-?) [29.07.1937 stellvertretende Vorsitzende! nachgew. 23.09.1937, 23.04.1938]
1938/39 – 1941: Idel Hozkosik (1882-1941)

Nach Rückzug der Besetzer wurde Filipp Kutschuk neuer Vorsitzender des Dorfsowjets, Schreiber erneut Prokopij Korotenko. 1959 wurde der Dorfsowjet aufgelöst und ging zum Dorfsowjet Huljanka über. Korotenko blieb dort Sekretär, war Stand 1968 auch Vorsitzender.

Die Kollektivwirtschaft

Im vorwiegend landwirtschaftlich geprägten Trjochgrady entstand 1929/30 der Kolchos „Karl Liebknecht“ (ukr. сільськогосподарська трудова артіль «Карл Лібкнехт»). Zum Vorsitzenden des Kolchos wurde das Mitglied im Dorfsowjet Albert Schmitt (Schmidt) (1897-1941) berufen, seit 1931 ebenso Mitglied der Kommunistischen Allunions-Partei (Bolschewiki) (WKP(B)).

Durch Kollektivierung wurde das ehemals im Privatbesitz der Landwirte befindliche Land entschädigungslos in den Kolchos überführt und damit zu Staatseigentum. Den Familien wurde für das alltägliche Leben ein Haus (meist das ehemals eigene) und ein kleines Gartengrundstück (zwecks Selbstversorgung) zur Verfügung gestellt. Die Kollektivierung erfolgte zwar formell freiwillig, jedoch wurden Familien, die nicht freiwillig ihr Eigentum in das Kollektiv einbrachten, meist schon in den frühen 1930er-Jahren als „gefährliche Elemente“ zwangsenteignet und nach Sibirien zwangsausgesiedelt.

Etwa 1932 wurde der Kolchos „Spartak“ (Wyschina) mit dem Karl Liebknecht-Kolchos vereinigt. 1935 wurde der Ort Wyschina erneut ausgegliedert und der Blücher-Kolchos gegründet (seit 1938 Kirow-Kolchos). Vorsitzender des Kollektivs wurde Pjotr Simonow (1906-1941). 

Der Karl-Liebknecht-Kolchos war in sechs Arbeitsbrigaden unterteilt: vier Feldbrigaden, eine Weinbau- und eine Gemüsebrigade. In ihnen waren Kolchosarbeiter (Landarbeiter) beschäftigt. Ebenso arbeiteten Aufseher, Tierärzte (Tierfeldscher) u. ä. im Kollektiv. Die Erzeugnisse wurden an der etwa 30 km entfernten Eisenbahnstation Tschubowka abgeliefert.

Im Zuständigkeitsbereich des Trechgrader Dorfsowjets existierten weitere Kolchose, darunter der Blücher-Kolchos (seit 1938 Kirow-Kolchos) mit Sitz in Wyschino (dt. 1941-1944 Hermannstal). Vorsitzender des Kollektivs war von 1936 bis 1941 Pjotr Simonow (1906-1941).

Nach der Besetzung des Gebietes durch die rumänisch-deutschen Truppen im Sommer 1941 wurde der Kolchos in Friedenstal aufgelöst. Es wurde versucht, die früheren Verhältnisse wiederherzustellen und den Bauern ihr eigenes Land zurückzugeben. Ehemals landlosen (bzw. zugezogenen) Familien wurden Wehrmachtsgrundstücke zur Bewirtschaftung zugeteilt.

Nach Umsiedlung der deutschen Familien und Rückeroberung des Territoriums durch die Sowjetunion im Frühjahr/Sommer 1944 wurde der Karl-Liebknecht-Kolchos unter der Leitung von Andrej Kuschnir neu organisiert.

Dienstsiegel des Karl-Liebknecht-Kolchos (in ukrainischer Sprache), März 1939
Nebenstehend die Unterschrift des Vorsitzenden Albert Schmitt (1897-1941) und die eines Buchhalters

Gründung des Ortes Lenintal (Neuland)

1927 zogen zahlreiche Friedenstaler Familien in den neu entstandenen Ort Lenintal, unweit von Friedenstal gelegen.

Liste der Lenintaler Friedenstaler